Buchtipp: Pia Lüddecke: „Der schwarze Teufel. Ein Schauermärchen“

am

9783940853462

Es war auf der Buchmesse „text & talk“, als Oliver Uschmann – erfolgreicher Autorenkollege u. a. der „Hartmut und ich“-Reihe und wohnhaft nebenan in Herbern – mir eine junge Autorin vorstellte, die er bei ihrem Romandebüt gecoacht hatte und nun einen Verlag für sie suchte. Ich blickte in hoffnungsvolle blaue Augen und konnte natürlich nicht Nein sagen zu ihrem Manuskript, das satirisch und märchenhaft sei. Nun ist es so, dass ich erst einmal immer in Abwehrhaltung gehe, wenn jemand kommt und sagt: „Ich hab da auch ein Buch geschrieben“, aber wenn Oliver es mir empfiehlt, kann das nicht schlecht sein.

Und tatsächlich, die magischen Dorfgeschichten über die Abenteuer der Außenseiterin Claudia hatten mich direkt gepackt und in das Buch hineingezogen, so dass ich es in Form und auf den Markt bringen musste.

Der Inhalt: Eine magische Welt voller märchenhafter Figuren

Die siebenjährige Claudia ist eine Außenseiterin mit Hang zum Größenwahn. Sie lebt in einem vergessenen, von Wäldern und Sümpfen umgebenen Dorf im westfälischen Nirgendwo. Mit ihren Eltern bewohnt sie ein verwittertes Fachwerkhaus am toten Ende der hinterletzten Straße.

Im tiefsten Innern sehnt sich Claudia nach Zuwendung, Freundschaft und guten Noten. Doch ihre Eltern, zwei arbeitsscheue Aussteiger, schämen sich für ihre Strebertochter. In der Schule wird sie gehänselt und mit dem Rohrstock drangsaliert. Da entsteigt ein schwarzen Kaninchens der „Teufelskuhle“. Die Gestalt, schleicht sich in ihr Leben und unterbreitet Claudia ein verlockendes Angebot, einen Pakt. Sie hält sich aus den Plänen des Teufels heraus und darf dafür einen Wunsch äußern. Die überforderte Siebenjährige wählt ganz selbstsüchtig den Reichtum … und setzt damit eine Verkettung magischer und nicht immer gut ausgehender Ereignisse in Gang.

Wir begleiten Claudia in den drei miteinander verbundenen Kapiteln „Der schwarze Teufel“, „Hexenjagd“ und „Der Piratenprinz“ auf einer abenteuerlichen Reise durch ihr Leben. Je weiter sich die spannende Geschichte ihres Lebens entwickelt, desto aufregender wird es, inklusive magischer Figuren, skurriler Charaktere wie dem abgeranzten Hexenjäger Magnus, einem Besuch in der Schattenwelt und dem Spiel mit der Zeit.

Das Buch:

Ein scharfzüngiges Märchen für Erwachsene mit grandiosen Illustrationen

Was „Der schwarze Teufel“ auszeichnet, ist Pia Lüddeckes Art zu erzählen. In wunderbaren Formulierungen entfaltet sie das satirische Märchen und lässt sie die Hauptfigur Claudia aus der Ich-Perspektive die Ereignisse ihres Lebens erzählen. Dabei spielt die Autorin mit dem Kunstgriff, dass Claudia sich vielleicht auch nicht mehr richtig an alles erinnern kann, was passiert ist. Das führt am Ende zu einem Überraschungsmoment, der hier nicht verraten werden soll.

Ihre Liebe zur Sprache zeigt Pia Lüddecke in wohlgewählten Worten und Ausdrücken, so dass es ein Vergnügen für mich war, ihr Buch zu lesen. Scharfzüngiger Humor, pointierte Dialoge wie ein Schlagabtausch und interessant gezeichnete Charaktere zogen mich in die Geschichte und brachten mich sehr zum Lachen. Beispiele?

Als Claudia geboren wird, denkt sie:

Und als ich die Augen wieder aufschlage, starrt mich ein fremder Mann an. Mein Vater! Es duftet jetzt nicht mehr nach Stuten, stattdessen verpestet sein saurer Atem die Luft. Das rote, aufgedunsene Gesicht mit den stacheligen, blonden Bartstoppeln jagt mir Angst ein und ich beginne, mit der herzzerreißenden Inbrunst eines unglücklichen Frühchens zu schreien, weil ich ahne, dass dies nicht der Ort ist, an den ich gehöre und dass man mich hier nicht besonders gut leiden kann.

Überhaupt ist das Verhältnis zu ihren Eltern eher gespannt – was ein Seitenhieb Lüddeckes auf die antiautoritäre Erziehung der 60er/70er-Jahre ist (was aber laut Aussage der Autorin überhaupt nichts mit ihren eigenen Eltern zu tun hat, die wirklich echt nett seien):

»Wie oft habe ich dem Blag schon eingebläut, es soll mich nicht ›Papa‹ nennen! Heinrich! Mein Name ist Heinrich!« Er schnaubte und sein von Natur aus blasses Gesicht bekam gefährliche rote Flecken. »Manche Kinder sind spießiger als ihre Eltern.«

»Sei nicht so streng mit ihr«, beruhigte ihn meine Mutter. »Sie ist doch erst zweieinhalb.«

Die Geschichte ist raffiniert gestrickt, so dass immer neue märchenhafte Elemente und Figuren hinzukommen, die Claudias Leben gehörig durcheinanderwirbeln. Untermalt (im wahrsten Sinne)wird die Atmosphäre des Buches  durch hervorragende Illustrationen von Pia Lüddeckes Jugendfreundin Vera Möhring, die es verstanden hat, Claudias Welt in Bildern wiederzugeben.

DST 4

Eine Leseprobe findet Ihr unter:

http://www.ventura-verlag.de/html/der_schwarze_teufel.html

Das Buch gibt es überall im Buchhandel, auch als E-Book über alle Plattformen!

Die Autorin: Premierenlesung in Werne geglückt

Pia Lüddecke las zum ersten Mal aus ihrem Debütroman in Werne, beim Aktionstag „Werne liest“ am 18.11.2016 und begeisterte ihre Zuhörer mit ihrer warmen Erzählstimme und der atmosphärischen Begleitmusik von Gitarist „Ernest“. Seitdem haben sie schon einige Lesungen hinter sich gebracht. Wann die nächsten sind, lest Ihr unter:

http://pialueddecke.de/termine/

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Foto: Oliver Haas Fotografie

Pia Lüddecke wurde 1981 in Recklinghausen-Süd geboren, lebt jetzt in Herne und brachte ihre ersten fantastischen Geschichten schon als Kind zu Papier.

Nach dem Abi studierte sie Germanistik und Anglistik an der Ruhr-Universität Bochum und der University of Newcastle upon Tyne und verfasste ihre Magisterarbeit über Goethes ›Faust‹. Seit 2009 ist sie als Redakteurin für die Stadtmagazine Witten, Castrop-Rauxel, Lünen und Hagen tätig.

Wenn sie nicht gerade schreibt, kann man sie beim Fechttraining des USC Bochum auf der Planche antreffen. Pia teilt sich ihre Herner Altbauwohnung mit einem schönen Prinzen und einem uralten schwarzen Kaninchen.

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